Wenn Forschung und Kunst gemeinsame Wege gehen: Ein musikalischer Dialog zwischen Wissenschaft und Spiritualität70 Jahre CERN - Gloria Brunis „Creazione / Schöpfung, Fragmente“ wird in Zusammenarbeit mit dem Forschungszentrum DESY in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin aufgeführt
2. August 2024
Foto: Gloria Bruni / DESY
Mit einer Oper aus dem Nichts zum Sein: Woher kommen wir? Wohin gehen wir? Wie und warum hat alles begonnen? Die Fragen zum Anfang und zur Unendlichkeit des Seins treiben die Menschheit seit Jahrtausenden um. Die Suche spendet ihr Trost, treibt ihr Wissen und ihre Technologie voran und bringt sie manchmal an den Rand der Verzweiflung. All diese Elemente finden in der Oper „Creazione/Schöpfung“ von Gloria Bruni, die am 1. September um 18.00 Uhr in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche Berlin aufgeführt wird. Diese Aufführung ist Teil der deutschen Feierlichkeiten für den 70. Geburtstag des internationalen Forschungszentrums CERN in der Nähe von Genf. Das Konzert öffnet den Spannungsbogen zwischen Wissenschaft und Glaube und begibt sich auf eine klanggewaltige Forschungsreise zum Ursprung unseres Universums. Brunis „Creazione“ ist eine große musikalische Verneigung vor der natürlichen Schöpfung und dem menschliche Drang nach Erkenntnis, aufgeführt von den Symphonikern Hamburg und dem Berliner Vocalconsort unter der Leitung von Wolf Kerschek, unterstützt von einem Chor aus Wissenschaftler:innen des DESY und der Universität Hamburg. Die Berliner Gedächtniskirche als Ort des Erinnerns ist für die Inszenierung von „Creazione“ bewusst ausgewählt worden.
Das Forschungszentrum DESY, die Universität Hamburg und das Exzellenzcluster Quantum Universe widmen dieses Konzert dem CERN, das in diesem Jahr sein 70-jähriges Bestehen feiert. Das CERN (Conseil européen pour la recherche nucléaire), mit seinen 23 Mitgliedsstaaten, steht wie kein anderes Forschungsinstitut für nationsübergreifende Zusammenarbeit zum gemeinsamen Kenntnisgewinn. Uni, DESY und Quantum Universe arbeiten eng mit dem CERN zusammen.
Die Hamburger Sängerin und Komponistin Gloria Bruni, Tochter eines Physikers, ist seit jeher vom Anfang und der Unendlichkeit des Seins fasziniert. Immer wieder strebt sie in ihrer Musik nach höheren Wahrheiten, sucht nach Verbindungslinien zwischen Glauben und Wissen, nach Zusammenhängen von Wissenschaft und Kultur. Ihre Oper „Creazione / Schöpfung, Fragmente“ beschäftigt sich musikalisch mit diesen zeitlosen Fragestellungen. Unter anderem vertont sie erstmals eine physikalische Formel für Orchester und Chor – die „Lagrange-Formel“, die das Verhalten der fundamentalen Naturkräfte in einer einzigen Formel zu beschreiben versucht. Inspiriert wurde Bruni zu dieser Oper durch die intensive Gespräche mit Teilchenphysikerin Isabell Melzer-Pellmann, Leiterin der DESY-CMS-Forschungsgruppe, und die Zusammenarbeit mit dem Designer und Bühnenbildner Peter Schmidt: „Die Suche nach Erlösung und der Wert des Seins kann eigentlich nur in Musik ausgedrückt werden.“ (Peter Schmidt)
Die Uraufführung war im Oktober 2022 in Venedig in der traditionsreichen Kirche San Fantin begeistert vom Publikum aufgenommen worden. „Creazione / Schöpfung“ wurde im April 2023 in der Hamburger Hauptkirche St. Katharinen aufgeführt. Nun erklingt es nun erneut in einem ikonischen Gebäude im Herzen der deutschen Hauptstadt Berlin, interpretiert von den Symphonikern Hamburg und dem Vocalconsort Berlin unter Leitung von Wolf Kerschek. Vor dem Konzert findet ein einleitendes Gespräch zwischen Vertretenden des Glaubens, der Wissenschaft und der Kultur statt, die über die Entstehung des Universums diskutieren. DESY hatte die Schirmherrschaft für das „Schöpfung“-Konzert in Venedig übernommen und setzte diese Zusammenarbeit bei der Aufführung in Hamburg fort. Mit der Aufführung in Berlin und der Anbindung an die Grundlagenforschung im riesigen CERN-Ringtunnel zieht dieses Stück jetzt weitere Kreise. Im Frühjahr 2025 ist eine Aufführung am CERN selbst geplant.
Die Aufführung ist nur ein Teil der Feierlichkeiten anlässlich des 70-jährigen CERN-Jubiläums. Vom 2. Bis 4. September wird es eine Ausstellung, kleine Science Shows und Mitmach-Workshops im Futurium in Berlin geben. Am 2. September plaudern Menschen mit einer Verbindung zum CERN vom Leben dort – von der Studentin bis zum ehemaligen Generaldirektor. Am 3. September findet ebenfalls im Futurium der offizielle Festakt statt. In der Woche vom 16. September sind außerdem in ganz Deutschland Veranstaltungen, Vorträge, Ausstellungen und mehr geplant.
GLORIA BRUNI
Gloria Bruni, deutsche Komponistin und Sängerin, zeichnet sich durch sehr unterschiedliche musikalische Formate aus, in denen ihre charakteristische Handschrift und ihre stilistische Vielseitigkeit jeweils unverkennbar sind. Zu ihren bedeutendsten Werken gehören: „Requiem a Roma“, das im Jahr 2000 in Rom im Vatikan uraufgeführt wurde und anschließend in Polen, Deutschland, Österreich, Belarus, Palästina und Israel zu hören war. Ihre „Sinfonie Nr. 1 - Ringparabel“ wurde in Hamburg uraufgeführt und war danach in Istanbul zu erleben. Das Musical „The Thorn Birds“ (Dornenvögel), mit dem Libretto der australischen Original Autorin Colleen McCullough, wurde in Wales uraufgeführt und tourte anschließend durch Großbritannien. Die Oper „Pinocchio“ wurde bereits in fünf Sprachen übersetzt. In Deutschland und Italien, in Minsk und seit diesem Jahr auch in Lausanne ist Brunis „Pinocchio“ Teil des Spielplans der Opernwelt geworden. Musik in all ihren Ausdrucksformen ist für Gloria Bruni eine universelle Sprache, die von allen verstanden und gefühlt werden kann, wobei der Mensch immer im Mittelpunkt ihres Universums steht.
SYMPHONIKER HAMBURG
Die Symphoniker Hamburg sind seit 2017 das Residenzorchester der Laeiszhalle und verleihen dem traditionsreichen Konzertort ein ganz besonderes künstlerisches Profil. Mit ihrer anspruchsvollen, zugleich aber stets zugänglichen Programmgestaltung begeistern sie Publikum und Kritik weit über die Grenzen der Hansestadt hinaus. In ihren vielfältigen, innovativen Konzertreihen sowie im jährlich stattfindenden Martha Argerich Festival zählen sie viele der bedeutendsten Musikerpersönlichkeiten zu ihren regelmäßigen Gästen und tragen so maßgeblich zur national und international einzigartigen Stellung Hamburgs als Musikstadt bei.
VOCALCONSORT BERLIN
Das Vocalconsort Berlin gilt als eines der besten Vocalensembles Deutschlands. 2003 gegründet, arbeitet der Chor mit unterschiedlichen Dirigent:innen, aber vor allem mit festen künstlerischen Partnern wie Daniel Reuss, Folkert Uhde und der Komischen Oper Berlin zusammen.
Das Vocalconsort Berlin ist regelmäßig in den Musikmetropolen und auf den großen Festivals Europas präsent mit unterschiedlichen Werken von Monteverdis „L’Orfeo“ unter René Jacobs über Haydns „Vier Jahreszeiten“ unter Christopher Moulds und Bernsteins „A Quiet Place“ unter Kent Nagano bis hin zu Peter Ruzickas „Inseln, Randlos“ unter Leitung des Komponisten. Auch an vielen erfolgreichen szenischen Produktionen von Sasha Waltz & Guests war und ist das Vocalconsort Berlin maßgeblich beteiligt.
CERN
Das CERN nutzt die größten und komplexesten wissenschaftlichen Instrumente der Welt, um die Grundbausteine der Materie - die Elementarteilchen - zu untersuchen. Subatomare Teilchen werden mit nahezu Lichtgeschwindigkeit am Large Hadron Collider LHC, dem größten Teilchenbeschleuniger der Welt, zur Kollision gebracht. Daraus lernen die Forschenden, wie die Teilchen miteinander wechselwirken, was uns Einblicke in die grundlegenden Naturgesetze und so ein besseres Verständnis des Universums ermöglicht.
Das 1954 gegründete CERN-Labor befindet sich an der französisch-schweizerischen Grenze in der Nähe von Genf. Es war eines der ersten europäischen Joint Ventures und hat heute 23 Mitgliedsstaaten. Deutschland zählt zu den Gründungsmitgliedern und ist größter Beitragszahler für das CERN-Budget.
Ermöglicht wird das Konzert durch die Förderung und das Engagement folgender Partner:innen:
- DESY
- Universiät Hamburg
- Excellenzcluster Quantum Universe
- Wilhelm-und-Else-Heraeus-Stiftung
- Freunde und Förderer der Symphoniker Hamburg
- CERN
Der Aufführungsort
Die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche ist eines der zentralen Wahrzeichen Berlins. Ihre mehr als 125 Jahre lange Geschichte spannt einen Bogen von einem kaiserlichen Nationaldenkmal des späten 19. Jahrhunderts zu, mit der Ruine ihres im Zweiten Weltkrieg zerstörten Turms, einem internationalen Mahnmal gegen Krieg und Zerstörung. Der achteckige Neubau der Kirche wird für Gottesdienste und Veranstaltungen genutzt.
„Creazione / Schöpfung, Fragmente“
Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche Berlin
1. September, 18 Uhr
Dirigent: Wolf Kerschek
Symphoniker Hamburg
Vocalconsort Berlin
Karten online via Reservix oder telefonisch unter 0761 / 888499 99 (tägl. 6 bis 22 Uhr)
Weitere Informationen: www.gloriabruni.com, cern70.de